Mitteldestillate bzw. Gasöl
Dem Begriff "Mitteldestillate" werden Mineralölprodukte zugeordnet, die im Prozess der Rohöldestillation im mittleren Siedebereich von ca. 180°C–360°C gewonnen werden. Der Begriff "Mitteldestillate" wird auch dadurch geprägt, dass die Produkte im mehrstufigen Prozess der thermischen Stofftrennung auf mittlerer Höhe des Destillationsturmes abgezogen werden.
Fachsprachlich wird in Deutschland für Gasöl der Begriff Mitteldestillat verwendet. Den Mitteldestillaten, demnach auch bekannt als Gasöl, werden vor allem Heizöl Extra Leichtflüssig (Heizöl EL) und Dieselkraftstoff wie auch Marine Diesel (MDO) als Zwischenstufe vom Mitteldestillat zum Schweröl und Flugturbinenkraftstoff (auch Jet Fuel, Jet A-1 oder Kerosin genannt) zugeordnet.
Ein Mitteldestillat ist eine klare, farblose bis hellgelbe, brennbare Flüssigkeit. Es besitzt zwischen zehn und zwanzig Kohlenstoffatome, hat eine Dichte von maximal 0,860 kg/l bei 15°C und einen Flammpunkt oberhalb von 60°C.
Der Herstellungsprozess von Mitteldestillaten bzw. Gasöl in einer Raffinerie ist die Rohöldestillation, d.h. Rohöl wird in seine Bestandteile aufgespalten. Nach dem Entsalzen fließt das vom Röhrenofen erhitzte Rohöl in den Destillationsturm und wird unter atmosphärischem Druck fraktioniert. Der Turm besteht aus einer bestimmten Anzahl an Böden, auf denen unterschiedliche Temperaturen (von unten nach oben sinkend) vorherrschen. In der untersten Ebene sammeln sich atmosphärische Rückstände. Auf der darüber liegenden Ebene (im mittleren Siedebereich) kondensiert schweres Mitteldestillat, gefolgt von leichtem Mitteldestillat, danach die leichter flüchtige Fraktion Rohbenzin. Ganz oben im Destillationsturm werden die gasförmigen Bestandteile aufgefangen. Die Mitteldestillate werden durch Seitenabzüge aus der Destillationskolonne abgeleitet. Dabei fallen zwei Primärfraktionen an. Aus den Primärfraktionen werden nach den an die Destillation anschließenden Veredelungsprozessen die Verkaufsprodukte mit definierten Eigenschaften zusammengemischt.
Der Gasöl-Schnitt ist Ausgangsstoff für die Herstellung von Heizöl EL, Diesel und Flugturbinenkraftstoff. Oft werden zwei Gasölfraktionen (Leichtgasöl vor allem für Flugturbinenkraftstoff, Schwergasöl vor allem für Heizöl EL/Diesel) unterschieden. Zwischen den verschiedenen Kohlenwasserstoffgruppen besteht jedoch ein fließender Übergang. Der Siedebereich der Kerosinsorte Jet A-1 liegt bei 180–300°C und der von Diesel und Heizöl EL bei 170–390°C.
Fertige Mineralölprodukte sind Mischungen (Blends) aus verschiedenen Komponenten, die je nach Rohölauswahl unterschiedlich zusammengesetzt sein können. Produkte, über deren Verwendung als Heizöl oder Dieselkraftstoff noch nicht entschieden ist, werden in der Statistik als Mitteldestillat behandelt. In Deutschland wird zur Unterscheidung von Heizöl Extra Leichtflüssig (HEL) und Diesel, weil sie in ihren Eigenschaften sehr ähnlich sind, das steuerlich begünstigte Heizöl mit einem roten Farbstoff sowie dem Farbstoff Solvent Yellow 124 eingefärbt, um dessen Einsatz als Kraftstoff in Fahrzeugen zu unterbinden, denn dies ist Steuerhinterziehung und damit strafbar. Andere Länder verfahren ähnlich bzgl. der Kennzeichnung, nutzen allerdings oft andere Farbstoffe.
Die Ausbeute an Mitteldestillaten liegt je nach Ölsorte zwischen 25% und 40%. Da die Nachfrage nach Gasöl jedoch höher ist, werden die Rückstandsöle der Erdöldestillation durch katalytisches oder thermisches Cracken gespalten, um die Ausbeute zu erhöhen. Auf diese Weise können 20% bis 50% des Rückstandsöls in Gasöl umgewandelt werden. So liegt die durchschnittliche Ausbeute von Gasölen bei etwa 40% der Menge des Rohöls. Der Ausbeuteanteil konnte in den letzten Jahrzehnten durch technische Innovationen deutlich gesteigert werden.
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Stand: Dezember 2015
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