Schmierstoffe (Schmiermittel) & Grundöle
Schmierstoffe bzw. Schmiermittel werden insbesondere im Automobilsektor (v.a. Motorenöle, Getriebeöle) wie auch in der Industrie (Getriebeöle, Hydrauliköle, Gatter- und Bettbahnöle, Sägekettenöle, Kompressorenöle, Umlauföle, Thermalöle, Turbinenöle, Fette, Härteöle, Wärmebehandlungsöle u.v.m.) eingesetzt. Dabei ist der weltweite Absatz an Industrieschmierstoffen in Bezug auf das Volumen kleiner als der von Motoren- und Getriebeölen für den Transportbereich.
Schmierstoffe sind ein Gemisch aus Grundölen und je nach Einsatzzweck ausgewählten Additiven. Der Anteil der Grundöle am fertigen Produkt liegt üblicherweise zwischen 70% und 95%. Additive sind Zusätze mit vielfältigen Funktionen. Sie wirken etwa gegen Schaumbildung, sie reinigen oder verbessern den Viskositätsindex. Denn obwohl oft nur als Schmierstoff bezeichnet, muss das Schmiermittel neben der Schmierung zur Verringerung von Reibung und Verschleiß, Kraftübertragung, Kühlung und Schwingungsdämpfung noch vielfältige andere Aufgaben erfüllen – unter anderem soll das Öl dem Wärmetransport dienen, der Feinabdichtung und dem Korrosionsschutz. Zudem neutralisiert der Schmierstoff aggressive Verbrennungsprodukte.
Grundlegend können die Aufgaben von Schmierstoffen damit wie folgt zusammengefasst werden:
- Schmierung
- Kühlung
- Dichtung
- Reinigung
- Schutz
Arten von Grundölen und Schmierstoffen
Grundöle können mineralischer Herkunft sein; dann werden sie durch herkömmliche Raffinationsprozesse aus Rohöl gewonnen. Dabei können je nach Anwendungsbereich Produkte unterschiedlichster Viskosität hergestellt werden.
Des Weiteren gibt es nicht konventionelle Grundöle. Das sind Destillationsprodukte, die zwar auch herkömmlich aus dem Rohöl gewonnen werden, doch sie werden physikalisch-chemisch nachbehandelt: Durch das sogenannte Hydrocracken werden die Molekülketten aufgespalten und neu zusammengesetzt.
Darüber hinaus werden die synthetischen Grundöle definiert. Sie bestehen anders als Mineralöl nicht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Kohlenwasserstoffe, sondern aus gleichartigen Verbindungen. Synthetiköle werden durch chemischen Umbau von Olefinen gewonnen. Sie sind sehr hochwertig, zum Beispiel auch sehr beständig gegen Alterung. Sie weisen zudem geringere Verdampfungsverluste auf, besitzen ein hohes Druckaufnahmevermögen und verursachen nur eine geringe Schlammbildung. Und durch einen geringeren Phosphoranteil schonen sie beim Einsatz im Benzinmotor den Katalysator.
Werden diesen Grundölen nun Additive hinzugefügt, haben wir wie oben beschrieben die Schmierstoffe bzw. Schmiermittel.
Neben den mineralölbasierten und synthetischen Schmierstoffen gibt es auch noch die biologischen auf Basis von Pflanzenöl und pflanzenölbasierten synthetischen Estern. Sie unterscheiden sich in ihren technischen Eigenschaften deutlich von mineralölbasierten Schmierstoffen: Ihnen müssen einerseits weniger Additive zur Unterstützung der Schmiereigenschaften zugesetzt werden; andererseits neigen sie eher zur Oxidation und Hydrolyse und benötigen daher einen höheren Zusatz an Additiven zur Verbesserung der Haltbarkeit. Pflanzenölprodukte können zudem nur zwischen -10°C und 70°C Betriebstemperatur eingesetzt werden. Der Vorteil ist ihre biologische Abbaubarkeit, weshalb zum Beispiel in der Natur – etwa für Motorsägen im Wald – oft nur biologische Kettenschmierstoffe eingesetzt werden dürfen. Für biologisch schnell abbaubare Kettenschmierstoffe für Motorsägen gibt es beispielsweise das Umweltzeichen RAL-UZ 48. Als biologisch schnell abbaubar gilt ein Stoff, wenn er nach den Testverfahren OECD 301 (B-D, F) innerhalb von 28 Tagen zu mindestens 60% abgebaut wird.
Qualitätskriterien für Schmierstoffe
Für Schmiermittel gibt es zum einen Normierungs- und Klassifizierungssysteme, wie SAE, API, ACEA, ILSAC und OEM für Auto- und Nutzfahrzeuge:
- SAE = Society of Automotive Engineers (Klassifikation nach Viskositäts-Eigenschaften, z.B. 5W-30)
- API = American Petroleum Institute (Ölklassifikation nach Labor- und Motortests)
- ACEA = Association of Constructors of European Automobiles (Ölklassifikation nach Labor- und Motortests; Nachfolgesystem von CCMC seit 1996)
- ILSAC = International Lubricant Standardization and Approval Committee
- OEM = Original Equipment Manufacturer (unterschiedliche Anforderungen und Vorschriften der Hersteller, d.h. der jeweilige Hersteller gibt diese Schmierstoffe gemäß deren festgelegten Anforderungen namentlich frei und lässt sie so für den Einsatz zu)
Bei Industrieschmierstoffen werden ebenfalls Herstellerfreigaben (OEM-Freigaben) herausgegeben. Das heißt, der Hersteller gibt eine namentliche Empfehlung für einen Schmierstoff heraus und signalisiert damit, dass dieses Produkt in allen oder in bestimmten Aggregaten dieses Herstellers eingesetzt werden darf.
Darüber hinaus werden für verbreitete Anwendungen auch Anforderungen bzw. Klassifizierungen in nationalen und internationalen Normen festgelegt: national vor allem in den DIN- und international insbesondere in den ISO-Normen. Beispiele sind u.a. die DIN 51524 Teil 2 für Hydrauliköle, CLP DIN 51517 Teil 3 für Getriebeöle, DIN 51515 Teil 1/Teil 2 für Turbinenöle, ISO VG 46, ISO VG 68 usw., ASTM D 3306 und ÖNORM C2030. Eine weitere Prüfmethode ist z.B. die der biologischen Abbaubarkeit von öllöslichen Produkten nach CEC-L-33-A-93. Auf eine Auflistung aller Normen und Klassifizierungen wird an dieser Stelle verzichtet, da diese zu umfangreich wäre.
Bei der industriellen Verarbeitung von Lebensmitteln sind aufgrund der erforderlichen hygienischen Anforderungen an physiologisch verträgliche Schmierstoffe (wie z.B. natürliche Fette und Öle) besondere Zulassungen erforderlich wie die der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) bzw. des Department of Agriculture. Die Qualitätsanforderungen sind in den Regelwerken IFS (International Food Standard) und des BRC (British Retail Consortiums) zu finden.
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