Internationale Sicherheitsverfahren: LTT (Lock-out, Tag-out, Try-out)

Auf einem Tanklager sind viele Gerätschaften und Anlagen vorhanden, die generierte Energie in unterschiedlichsten Formen enthalten. Vor Ort sind bereits vielfache Sicherheitsbarrieren und Schutzanlagen installiert, so dass die Mitarbeiter während ihrer normalen Tätigkeit keinerlei Gefahren ausgesetzt sind. Sicherheit ist aber auch bei nicht zur Arbeitsroutine gehörenden Tätigkeiten von großer Bedeutung, wie beispielsweise bei Wartungs- oder Reparaturarbeiten, wo ein unerwartetes Einschalten oder Anlaufen einer Maschine bzw. die unerwartete Freisetzung gespeicherter Energie zu Verletzungen führen kann. Wenn jemand z.B. an einer definitiv abgeschalteten Maschine Arbeiten durchführt und eine andere Person diese Maschine versehentlich einschaltet, kann dies zu schweren Unfällen führen. Die empfohlene und in der Industrie angewandte Methode, um sicherzustellen, dass Energiequellen abgeschaltet sind, der Energiefluss definitiv null beträgt und die Energiequellen auch nicht vor Beendigung der Wartungsarbeiten wieder eingeschaltet werden können, wird als LTT (Lock-out, Tag-out, Try-out) bezeichnet. Außer den Absperrungen der Stromzufuhr, für die insbesondere LOTO (Lock-out, Tag-out) angewandt wurde, sind aus denselben Gründen auch mechanische Absperrungen nicht weniger wichtig.

Wie funktioniert das LTT (Lock-out, Tag-out, Try-out) Verfahren?

Konkret versteht man unter Lock-out die Abschaltung der Energie vom System (beispielsweise von einer Pumpe), wobei hier die Energie z.B. durch den Schutzschalter physisch sicher abgetrennt wird. In den meisten Fällen haben diese Vorrichtungen und Geräte einen hinzufügbaren oder bereits eingebauten zusätzlichen Sperrmechanismus oder auch ein integriertes Bauteil, an dem eine Sperrvorrichtung angebracht werden kann. Eine Sperrvorrichtung kann jede Vorrichtung sein, die in der Lage ist, die Trennung von der Energieversorgung sicherzustellen, wie beispielsweise ein Vorhängeschloss. Für Geräte, die von der Energieversorgung zu trennen sind, gibt es spezifische Richtlinien, die eingehalten werden müssen. Es muss in jedem Fall sichergestellt werden, dass die Sperre nicht entfernt werden kann und das System sich nicht unerwartet einschalten oder versehentlich anlaufen kann. Für jedes Schloss gibt es nur einen einzigen Schlüssel, ein Generalschlüssel wird nicht genehmigt. Falls mehrere Gruppen oder Arbeitsbereiche an ein und demselben Job arbeiten, so wird zur Verwaltung der Schlüssel ein abschließbarer Schlüsselkasten genutzt. Auf diese Weise sind die Mitarbeiter mit demselben Sicherheitslevel abgesichert wie auch bei der Einrichtung eines personenbezogenen Verriegelungs- und Kennzeichnungssystems.

Zusätzlich zur Abtrennung von der Energieversorgung bzw. der Sicherung gegen Wiedereinschalten wird ein sogenannter Tag-out-Prozess (personenbezogene Kennzeichnung) angewandt. In der Praxis wird hierbei eine markante Tag-out Warn-Kennzeichnung (gewöhnlich ein genormtes, witterungsbeständiges Hinweis-Etikett) fest an der Sperrvorrichtung angebracht, um darauf hinzuweisen, dass die Sperrvorrichtung sowie das gerade überprüfte Gerät bzw. die gerade gewartete Anlage erst dann wieder bedient werden dürfen, wenn die Tag-out Warn-Kennzeichnung wieder entfernt wurde. Die Hinweis-Etiketten bieten jedoch nicht das gleiche Schutzniveau wie eine definitive Stromabsperrung, daher sind in diesem Fall noch weitere Maßnahmen erforderlich. Ein Bestätigungs-Etikett ähnlich einer tag-out Warn-Kennzeichnung wird im Allgemeinen zusammen mit einer Verriegelung verwendet. Nur diejenige autorisierte Person, die die Verriegelung bzw. die Warn-Kennzeichnung auf dem System angebracht hat, ist berechtigt, diese auch wieder zu entfernen. Durch dieses Verfahren wird sichergestellt, dass das System ohne Anweisung bzw. ohne Kenntnis der autorisierten Person nicht gestartet werden bzw. nicht anlaufen kann. 

Faktisch hat während eines Try-out ein Kollege zu überprüfen, ob das System richtig und adäquat abgesperrt und keine Restenergie mehr vorhanden ist. Erst dann kann mit der eigentlichen Arbeit begonnen werden. Beim LTT-Verfahren reicht es nicht aus, nur eine Absperrung auf einem Schalter anzubringen und zu beschildern. Hier sind umfangreichere Maßnahmen durchzuführen. Es ist ein Steuerungsplan für den Energiezufluss zu erstellen, der die Koordination, Überprüfung und Kommunikation für den autorisierten wie auch für weitere betroffene Mitarbeiter ermöglicht. 

Welchen Zweck hat das LTT (Lock-out, Tag-out, Try-out) Verfahren? 

Try-out legt den Schwerpunkt auf eine zusätzliche Sicherheitsstufe, bei der es um die Null-Energie-Kontrolle geht. „LTT ist ein sichtbares Echtzeit-System. In Verbindung mit Schulungen und zusätzlichen Informationen über das Konzept und Grundprinzip der Sicherheit kann das System das Bewusstsein für Sicherheit erhöhen und dazu beitragen, dass Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden für jeden Mitarbeiter an jedem Arbeitsplatz eine wichtige Rolle spielt. Denken, planen, kontrollieren und kommunizieren sind wichtige Investitionen in die Sicherheit eines jeden Einzelnen – unabhängig davon, ob man autorisiert ist oder nicht.

LTT (Lock-out, Tag-out, Try-out) im Überblick

Lock-out Die Energiequelle wird abgesperrt, die Sperrvorrichtung steht auf „off” oder „safe”
Tag-out Die Energiequelle wird abgesperrt bzw. dieser Zustand wird durch Warn-Etiketten ersichtlich
Try-out Der Energiezustand wird überprüft und es werden Kontrollen durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Energiezufuhr definitiv abgeschaltet wurde

Oiltanking verpflichtet sich, einen sicheren und effizienten Betrieb seiner Anlagen zu gewährleisten. Seit dem Jahr 2017 hat Oiltanking sich verstärkt dafür eingesetzt, das LTT-Verfahren (Lock-out, Tag-out, Try-out) anstelle des LOTO-Verfahrens (Lock-Out, Tag-Out) an allen Standorten weltweit einzuführen.

Stand: Dezember 2016
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