BtL-Kraftstoff (Biomass-to-Liquid-Kraftstoff)
BtL-Kraftstoffe (Biomass-to-Liquid-Kraftstoffe) sind synthetische Kraftstoffe aus Biomasse – im Allgemeinen aus fester Biomasse wie beispielsweise Brennholz, Bioabfällen und Tiermehl. Sie gehören zu den Biokraftstoffen der zweiten Generation. Diese Kraftstoffe sind derzeit noch nicht als Massengut auf dem Markt verfügbar.
Als Syntheseprodukt (daher mitunter auch Synfuel genannt) haben BtL-Kraftstoffe den großen Vorteil, dass ihre Eigenschaften bei der Herstellung präzise eingestellt und an moderne Motorenkonzepte optimal angepasst werden können. Damit können eine vollständige Verbrennung und somit entsprechend geringere Abgasemissionen erreicht werden. Entsprechend der heute gültigen Kraftstoffnormen DIN EN 228 bzw. DIN EN 590 können Ottokraftstoffe und Dieselkraftstoff BtL-Kraftstoffe enthalten.
Ein Vorteil der BtL-Kraftstoffe gegenüber den Biokraftstoffen der ersten Generation besteht darin, dass nicht nur ein Teil der Pflanzen (wie nur das Pflanzenöl bei z.B. Biodiesel), sondern die gesamte Biomasse genutzt werden kann. Dadurch sind die Energieerträge pro Hektar höher als bei den Biokraftstoffen der ersten Generation. Nach Schätzungen der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR e.V.) kann mit den Rohstoffen von einem Hektar Ackerfläche das Pendant von rund 3.900 Litern Dieselkraftstoff erzeugt werden. Damit würde die Ausbeute mehr als doppelt so hoch wie bei Pflanzenöl und Biodiesel liegen. Schätzungen gehen von bis zu 3,5 Mio. Hektar aus, die bis 2020 in Deutschland für den Anbau von Energiepflanzen zur Verfügung gestellt werden können.
Da auch holzige Bestandteile verwertet werden können, ergibt sich ein breites Spektrum als Rohstoffbasis für BtL-Kraftstoffe. Interessante Kulturen sind zum Beispiel sogenannte Kurzumtriebsplantagen (z.B. angebaut mit Weiden oder Pappeln), die maschinell geerntet werden können. Nach Berechnungen der Deutschen Energieagentur (dena) könnte in Deutschland ausreichend Biomasse zur Verfügung gestellt werden, um bis zu 20% des Kraftstoffbedarfs mit BtL-Kraftstoffen zu decken.
Die Erzeugung von BtL-Kraftstoffen ist allerdings aufwändiger als die Herstellung von Kraftstoffen auf Basis von Pflanzenölen. Denn zur BtL-Synthese muss die Biomasse zuerst in einen Vergasungsreaktor (Pyrolyse) bei Temperaturen zwischen 200°C und 1.000°C und unter Druck in ein Synthesegas umgesetzt werden. Das dabei entstehende Gas besteht vor allem aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid, aber auch Kohlendioxid. Es folgt eine Gasaufbereitung und anschließend die Verflüssigung, die in der Regel in Anlehnung an das Prinzip der Fischer-Tropsch-Synthese geschieht, das schon in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts entwickelt wurde. Das komplexe Herstellungsverfahren ist ein Nachteil der BtL-Kraftstoffe. Das hat zur Folge, dass eine dezentrale Erzeugung aufgrund der hohen Investitionskosten für die Produktionsanlagen nicht wirtschaftlich ist. Der Betrieb von Großanlagen wiederum resultiert in höheren Transportkosten für die Biomasse. Auch der vergleichsweise hohe Bedarf an Prozessenergie erschwert die wirtschaftliche Produktion von BtL-Kraftstoffen bis heute.
Zudem wird zunehmend eine Nutzungskonkurrenz um die Rohstoffe erkennbar: Die Holzpreise sind in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen, was eine wirtschaftliche Herstellung von BtL-Kraftstoffen darüber hinaus zusätzlich erschwert.
Die Euphorie bezüglich eines baldigen Einsatzes von BtL-Kraftstoffen, die seit 2002 durch Forschungsprojekte ausgelöst wurde, ist daher inzwischen verflogen.